Geschichte der Rosenkranzkirche

Nr. 1 - Erste Hl. Messe in St. Maria Rosenkranz

Oberpfarrer Lelotte (c) Archiv St. Maria Rosenkranz

Beiträge zur Eickener Pfarrgeschichte

Vor 130 Jahren:
Erster Gottesdienst in St. Maria Rosenkranz

von Karl-Heinz Thifessen

Am 10. Dezember des Jahres 1876 erfüllte sich für viele Bewohner Eickens ein langgehegter Wunsch: endlich durften sie in der neu errichteten Marienkirche ihren ersten Gottesdienst feiern. Zunächst eine knappe Chronologie der bisherigen Ereignisse:

Bereits im Januar 1863 unterzeichneten im Saale des renommierten Eickener Hotels Herx dreizehn Männer eine Vereinbarung mit dem Ziel eines Kirchenbaues. Interessierte Eickener Bürger hatten sie zuvor dazu gewählt. Zur Gründung eines Kirchenbauvereins, der die Sammlung von Geld, die Auswahl des Bauplatzes und den Baubeginn konkret in Angriff nahm kam es jedoch erst im Juli des Jahres 1871. Der Stadtteil Eicken, bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts nur aus wenigen, verstreut liegenden Häusern bestehend, entwickelte sich in atemberaubenden Tempo zu einem Schwerpunkt der Textilindustrie. Zahlreiche Arbeiter ließen sich hier nieder und vergrößerten die Einwohnerzahl um ein Vielfaches. Sehr bald schon wurde der Ruf nach einer eigenen Kirche, übrigens auch auf evangelischer Seite, laut. Nach heftigen Querelen stimmte der Kirchenbauverein für den jetzigen Standort.

Die neue Kirche sollte im Stil der Neugotik, kreuzförmig und dreischiffig entstehen. Zum Architekten wurde Heinrich Nagelschmidt ausgewählt, der aus der Kölner Dombauschule stammte und bereits mehrere Kirchen im Umkreis gebaut hatte, u.a. die Pfarrkirche in Glehn, die der Eickener Kirche als Vorbild dienen sollte. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 25. Mai 1873, obwohl die Fundamentierung bereits im Januar begann.

Die Gottesmutter wurde als Patronin für die neue Kirche erwählt. Sie erhielt den Namen Marienkirche. Zuvor waren andere Bezeichnungen, wie Friedenskirche oder Bonifatiuskirche im Gespräch. Fertiggestellt war der Kirchenbau, allerdings ohne Turm, jedoch mit Dachreiter und Glocke, Ende des Jahres 1875. Wer glaubte, dass Eicken nun rasch Pfarre würde, sah sich für viele Jahre sehr enttäuscht.

In Deutschland tobte der sogenannte Kulturkampf, es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen preußischer Regierung und katholischer Kirche. Die Wirren dieser Zeit wirkten sich auch vor Ort aus. Damit staatliche Stellen den Kirchenbau nicht blockieren konnten, übernahmen zwei Vorstandsmitglieder des Kirchenbauvereins das Grundstück als Privateigentum, bauten also offiziell ohne Auftrag der Hauptpfarre, die gleichwohl die Oberaufsicht hatte. Deren damaliger Oberpfarrer Karl Joseph Remaklus Lelotte war jedoch verantwortlich für die gottesdienstliche Versorgung der Stadt. Er stand unter erheblichem Druck, da er einerseits die Eickener mit Gottesdiensten versorgen sollte, andererseits staatliche Repressalien befürchten musste.

Der Vorstand des Kirchenbauvereins bemühte sich beim Oberpfarrer, die Einsegnung des neuen Gotteshauses bereits kurz nach der Fertigstellung am 8.Dezember 1875 vorzunehmen. Mit der Begründung, nicht genügend geistliches Personal zur Verfügung stellen zu können, lehnte er das Ansinnen der Eickener ab. Der Kirchenbauverein versuchte nun über andere Wege, d.h. mit Eingaben an den Bischof bzw. an die Regierung ihr Ziel zu erreichen. Vermittler bei hohen Regierungsstellen in Düsseldorf war der in Gladbach ansässige Landrat Bödiker. Seine Bemühungen hatten nach einem Jahr letztendlich Erfolg und die Regierung gab grünes Licht zur Einsegnung der Eickener Marienkirche.

Am 10. Dezember des Jahres 1876 durfte in Eicken endlich der erste Gottesdienst gefeiert werden. Bereits weit vor Beginn des feierlichen Hochamtes drängten sich die Menschen in den Kirchenraum, der bedingt durch den fehlenden Turm noch nicht die heutigen Ausmaße hatte. Zu den Besuchern zählten neben Landrat Bödiker auch Bürgermeister Kaifer sowie zahlreiche Mitglieder des Stadtverordnetenkollegiums. Punkt 9:00 Uhr trat Oberpfarrer Lelotte an den damaligen Altar und vollzog die Einsegnung der neuen Kirche. Der Eickener »Kirchengesangverein« führte, wie die Gladbacher Volkszeitung berichtete, mit lobenswerter Gewandtheit und Sicherheit eine schöne dreistimmige Messe von Piel auf. In seiner Predigt ging Lelotte auch auf den Kulturkampf ein und forderte die Gläubigen "zu einmüthigem Gebete für die baldige Wiederherstellung des Friedens zwischen Staat und Kirche" auf.

Ein zweiter feierlicher Gottesdienst am Nachmittag des 10.Dezember um 15:00 Uhr sah ebenfalls eine vollbesetzte Kirche. Die festliche Stimmung der Eickener Katholiken erhielt jedoch noch am gleichen Tag einen Dämpfer. Oberpfarrer Lelotte teilte nach der Predigt mit, dass in der Folgezeit kein sonntäglicher Gottesdienst in Eicken stattfinden könne, da ihm nicht genügend Geistliche zur Verfügung stünden. Dennoch sollte, wenn die Witterung es zuließe, zweimal in der Woche, dienstags und freitags, morgens um 7:15 Uhr eine Messfeier gehalten werden. Erst 18 Monate später änderte sich die Gottesdienstordnung in Eicken. Ab dem Fest Christi Himmelfahrt des Jahres 1878 durfte in der Marienkirche jeden Sonntag und an allen Feiertagen eine hl. Messe gefeiert werden. Eigenständige Pfarre wurde Eicken erst Ende 1890.

Nr. 2 - Glockenklang St. Maria Rosenkranz

Beiträge zur Eickener Pfarrgeschichte

Weihnachten 1896:
Erstmals erklingen Glocken im Eickener Kirchturm

von Karl-Heinz Thifessen

Seit 1890 ist Eicken endlich eigenständige Pfarre. Sie erhielt den Namen St.Maria Rosenkranz und am 21. Mai 1891 trat mit Johann Peter Schall der erste Pfarrer seinen Dienst an.

Der neugotische Kirchbau mit seiner hohen Qualität im Zusammenspiel von Architektur und Ausstattung, fand im Allgemeinen große Anerkennung und Zustimmung. Doch bereits bei der Pfarrerhebung war klar, dass der Kirchenraum die wachsende Zahl der Gläubigen in Zukunft nicht fassen konnte. Somit dachte man Anfang der 90er Jahre intensiv über eine Erweiterung nach. Was der Kirche fehlte, war ein weithin sichtbarer Turm. Über die genauen Umstände des Turmbaues während der Jahre 1895/96 wird eine spätere Ausgabe der »Eickener Pfarrgeschichte« Auskunft geben. In dieser Ausgabe werden Beschaffung und Weihe der Glocken für den neuen, 83 Meter hohen Kirchturm, thematisiert.

Eine erste kleinere Bronzeglocke, die sich im Dachreiter der Kirche befand, lässt sich seit 1875 nachweisen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter der Firma Erkens spendeten die Glocke dem gerade erst fertiggestellten Gotteshaus. Sie sollte nun, nach zwei Jahrzehnten, durch ein Geläute ersetzt werden, das dem hochwertigen Kirchturm gerecht wurde.

Bereits zu Beginn des Jahres 1895 richtete Pfarrer Schall eine Anfrage an die renommierte Glockengießerei Bour & A. Guenser, Nachfolger von Goussel-Francois, in Metz. Fünf Glocken sollten dort bestellt werden. In seiner Sitzung vom 17.Februar 1895 beschloss der damalige Kirchenvorstand deren Anschaffung. Am 30. März 1895 erteilte auch das Generalvikariat des Erzbistums Köln, zu dem Mönchengladbach damals gehörte, seine Zustimmung. Parallel zu den sichtbaren Fortschritten am Bau des Turmes entstand nun im lothringischen Metz das passende Geläute. Die Gießerei teilte dem Pfarrer am 18. Mai 1896 mit, dass die Glocken zur Lieferung bereit standen.

Vor der Überführung nach Gladbach, erfolgte in Metz die Prüfung auf Reinheit der Töne sowie Qualität des Gusses durch zwei anerkannte Experten: dem Kölner Domkapellmeister Carl Cohen sowie Professor Hermann Herweg. In einem Gutachten bestätigten beide die herausragende Klarheit der gewünschten Tonfolge ACDEF, ebenso war der Glockenguss von höchster Güte. Das Geläute konnte nun zu seinem Bestimmungsort transportiert werden und kam im August am Gladbacher Bahnhof an. Eine lange Prozession und mehrere Musikkapellen begleiteten die zwei bekränzten Wagen mit den Glocken zur Pfarrkirche. Die Gladbacher Presse berichtete ausführlich über dieses Ereignis. Am Tage der Turmbaufeier weihte Pfarrer Schall, assistiert von seinen Kaplänen Schlinkhoven und Schüten sowie mehrerer anderer Geistlichen, unter großer Anteilnahme der Eickener Bevölkerung, die Glocken am 9. August 1896.

Sie erhielten die Namen der Heiligen Maria, Josef, Petrus, Vitus und Barbara. Jede Glocke ist mit lateinischen Inschriften versehen.

  • Die Marienglocke wiegt 4130 Kg und erklingt im Ton A,
  • die Josefglocke ist 2417 Kg schwer und ertönt in C,
  • die Petrusglocke hat ein Gewicht von 1691 Kg und den Ton D,
  • in E erklingt die Vitusglocke bei einem Gewicht von 1183 Kg
  • und mit 990 Kg hat die Barbaraglocke die geringste Masse, ihre Tonart ist das F.

Insgesamt ist das Geläute ohne Klöppel 10441 Kilogramm schwer. Der Preis betrug 16657 Reichsmark. Die Damen Müllers, Overs, Nießen, Sticker und Simons, sowie die Herren Stockhorst, Vogels, Gier, Geile und Kamper erhielten die begehrte Auszeichnung der Patenschaft.

Nach der Weihe waren die Eickener bestrebt, recht bald den Zusammenklang ihres Geläutes zu erleben. Vorher musste ein stabiler Glockenstuhl aus Stahl gefertigt und in die Glockenkammer eingebaut werden. Die Bestellung hierzu erging an die Union - Aktiengesellschaft in Dortmund. Das Gewicht des Glockenstuhles betrug 12543 Kg, die Kosten hierzu beliefen sich auf 3850 RM.

Einige Verzögerungen bei der Herstellung führten dazu, dass nicht, wie zunächst verkündet, der erste Glockenschlag Ende Oktober erfolgte, sondern erst am ersten Weihnachtfeierstag des Jahres 1896 die neuen Glocken in Eicken erklangen.

Die Gladbacher Volkszeitung kündigte das Ereignis in seiner Ausgabe am Heiligen Abend an. Bei der Berichterstattung am 28. Dezember hob die Zeitung zwar den edlen Klang der Glocken hervor, musste aber einräumen, dass vom Gesamtgeläute zwei Glocken den Dienst versagten. Welche Schwierigkeiten auftraten, ist aus den Quellen nicht abzulesen. Berücksichtigen muss man jedoch, dass die Glocken vor 110 Jahren nicht, wie heute üblich, über einen elektrischen Antrieb in Gang gesetzt, sondern per Muskelkraft über lange Seile bewegt wurden. Ein Glöckner versah über Jahre diesen Dienst. Die erste Läutemaschine gab es in Eicken erst 1908.

Glockenturm St. Maria Rosenkranz (c) Kirche St. Maria Rosenkranz