Ausstattung der Münster-Basilika

- eine Auswahl - 

Das Bibelfenster

In der Mitte das Bibelfenster (c) Pfarre St. Vitus

Das mittelalterliche Achsenfenster im Hochchor, gennannt das Gladbacher Bibelfenster, hat als einziges Fenster die Bombardierung im 2. Weltkrieg überlebt, da es zuvor ausgebaut und in einem Keller eingelagert worden war.

Man kann davon ausgehen, dass zur Weihe des Chores durch den Heiligen Albertus Magnus im April 1275 auch die Verglasung der Fenster vollendet war und um 1265 geschaffen worden ist.

Das typologische Fenster setzt direkte Bezüge vom jüdischen zum christlichen Glauben: im linken Fensterband sind alttestamentarische, im rechten Fensterband neutestamentarische Bilder nebeneinandergestellt (Bsp.: Pessach-Mahl links - Abendmahl rechts).

Der Tragaltar

Tragaltar (c) SMH

Der Tragaltar, das älteste Stück in der Münster-Basilika, ist ein bedeutsames Werk der Kölner Goldschmiede-, Zieselier- und Grubenemailkunst, das um 1160 entstanden ist.

Er erfüllte die gleiche Aufgabe wie ein größerer Altartisch. Er ist ein Symbol Christi, auf den sich Schrift und Bild beziehen: auf der Oberseite zeigt er die Darstellung der Kreuzigung, begleitet von Ecclesia und Synagoga, die Opferung Isaaks durch Abraham, sowie Gestalten der verheißenden Offenbarung. An den Längsseiten stehen die Apostel als die "Säulen der Kirche". Die Darstellungen der Schmalseiten beziehen sich auf die Auferstehung und das Weltgericht.

Vergleichbare Tragaltäre sind der Eilbertus-Tragaltar aus dem Kunstgewerbemuseum in Berlin und der Mauritiustragaltar aus Siegburg.

Der Abendmahlsschrein

Abendmahlschrein (c) Pfarre St. Vitus

In der Martinskapelle steht der aus dem 19. Jahrhundert stammende Abendmahlsschrein. Er enthält sehr alte Stoff-Fragmente, im Besonderen ein Stück Stoff, das als Abendmahlstuch verehrt wird.

Um der Reliquie ein würdiges Behältnis zu schaffen, fertigte Wilhelm Narings 1895 anlässlich der Stiftung des Kaplans Adolph Oehmen zum 25-jährigen Priesterjubiläum den reich verzierten Schrein.

Der Abendmahlsschrein erinnert an Reliquiare und Schreine der Spätromantik, die sich in ähnlicher Ausführung im niederrheinisch, rhein- und maasländischen Raum finden (bspw. die Kölner Schreine der heiligen Heribert und Albinus).

Sieben Jahre lang bleibt der Schrein fest verschlossen, bis er anlässlich der Heiligtumsfahrt wieder geöffnet werden darf.

Die Vitusbüste

Reliquiar des Heiligen Vitus (c) Pfarre St. Vitus

Die Büste des Heiligen Vitus, dem Namenspatron der Münster-Basilika und Stadtpatron von Mönchengladbach, befindet sich in der Krypta.

Eine Metallplatte am Oberkopf schließt die Reliquienöffnung, die einen Teil der Stirnplatte des Heiligen enthält.

Auf der Unterseite der Büste befindet sich der Stempel "A. Witte Aachen" und die Jahreszahl 1895. Der Aachener Goldschmied fertigte die Reliquienbüste nach Entwürfen des Aachener Bildhauers Lambert Piedboeuf. Piedboeuf fertigte zur selben Zeit auch die Entwürfe für die Reliefs des Abendmahlsschreins (s.o.).

Jedes Jahr zum Vitusfest (15. Juni) wird die Büste aus ihrem schützenden Glaskasten herausgeholt und festlich auf Brokat gebettet beim Hochamt gezeigt.

Der Ambo

Ambo von Elmar Hillebrand (c) Pfarre St. Vitus

Am Ambo von Elmar Hillebrand, 1991 erschaffen, sind Patriarchen, Prophetinnen und Propheten sowie Evangelisten der Heilsgeschichte in Bronze dargestellt. Auf der Vorderseite stehen die Worte aus dem Prolog der Benedikts-Regel: "Per ducatum evangelii" - unter der Führung des Evangeliums.

Das in einem Stück gegossene Lesepult aus Bronze ruht auf einem Sockel aus Trachyt, dessen vier Kanten ausgespart und durch Bronzepfeiler mit Nischen für zwölf Plastiken alttestamentlicher Gestalten ersetzt sind. In den Ecknischen des Lesepultes sind - über den "Pfeilern des Alten Bundes" - die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, an den vier Seiten Abraham, Mose, Jesaja und Jeremia vollplastisch dargestellt. Die Rundungen zwischen den Figuren enthalten Reliefs mit Szenen aus dem Neuen Testament. Das Relief der Buchauflage zeigt das Kreuz Christi, des "neuen Adam", das aus dem Grabe des "alten Adam" wächst. Über Maria und Jogannes unter dem Kreuz erkennt man zwei Frauengestalten als "Kirche" und "Synagoge".

Das Triumphkreuz

Triumpfkreuz von Elmar Hillebrand (c) Pfarre St. Vitus

Zwischen Hochchor und Hauptschiff hängt das Triumpfkreuz, geschaffen speziell für die Münsterkirche von Elmar Hillebrand im Jahr 1974. Es ist ein Geschenk der Stadt Mönchengladbach zur Tausendjahrfeier der Abtei Gladbach.

Das Bronzekreuz vereint in vielen Reliefs und Figurationen die Heilsgeschichte. Es sind Darstellungen aus der griechischen Mythologie, der jüdischen und christlichen Heilsgeschichte, der französischen Revolution und aus der Profangeschichte zu sehen.

Der Künstler hat dieses Kreuz als Lebensbaum gestaltet. Man sieht die Wurzel und drei Knospen, die zu blühen beginnen. Mit dem Motiv des Lebensbaumes hat Hillebrand einen Gedanken aufgenommen, der ca. seit dem 4. Jahrhundert in der Kunst verarbeitet wird: Durch den Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung hat das Kreuz nicht mehr allein die schreckliche Bedeutung des Todes, sondern es ist für die Christen das Zeichen der Auferstehung - das Symbol für das Leben geworden.

Der Taufstein

Taufstein (c) Pfarre St. Vitus

Im südlichen Seitenschiff steht der aus dem 12. Jahrhundert stammende Taufstein, er ist eines der ältesten Ausstattungsstücke des Münsters. Er gehört zu der am Niederrhein weit verbreiteten Gruppe maasländischer Blausteintaufen. Löwenähnliche Fabeltiere und vier vollplastische Männerköpfe schmücken eines der ältesten Ausstattungselemente des Münsters. Im 2. Weltkrieg wurde der Taufstein zerstört und danach in der Xantener Dombauhütte restauriert.

Dass ein Taufstein in der Abteikirche steht, hat die Bewandnis, dass der Abt den "zivilen" Bediensteten der Abtei das Recht einräumte, ihre Nachkommen dort taufen zu lassen.

Der Bronzeeinsatz ist ein Werk von Franz Gutmann (1975). Der innen umlaufende Fries entält Szenen, die der Liturgie der Taufwasserweihe des Karsamstag entnommen sind.

Der Stephanusaltar

Stephanusaltar (c) Pfarre St. Vitus

Die Nordwand des südlichen Chores ziert ein Fragment eines neugotischen Reliquienaltars.

Der Kölner Bildhauer Wilhelm Mengelberg erhielt 1861 den Auftrag für den Stephanusaltar, in dem die Reliquien des Kirchenschatzes untergebracht werden sollten. Der Altar wurde am Tag des heiligen Stephanus aufgestellt.

Die Kriegszerstörungen im Jahr 1944 haben in Mönchengladbach nur ein gemalter Flügel, mehrere Büsten- und Armreliquiare sowie einige Maßwerkschnitzereien überstanden.

Die Orgeln

Riegerorgel von 1960 (c) Olaf D. Hennig

Einen ausführlichen Überblick über die Orgeln der Münster-Basilika und eine kirchenmusikgeschichtliche Betrachtung finden Sie hier.

Anna selbdritt

Anna selbdritt (c) Pfarre St. Vitus

Spätes 15. Jahrhundert

Der Matronenstein

Matronenstein (c) Pfarre St. Vitus

Einen besonderen Stein hat man beim Wiederaufbau der Basilika nach dem 2. Weltkrieg gefunden:

Es ist denkbar, dass dieser Stein beim Bau des Münsters aus den umliegenden alten römischen Häusern als Baumaterial herbeigeschafft worden war. Es ist aber auch möglich, dass der Stein zu einem römischen Heiligtum gehörte, das einst hier gestanden haben könnte.

Es ist ein Matronenstein. In der Spätzeit des römischen Weltreiches waren die Matronen, also die Muttergottheiten, hoch verehrt.

Die alten Gottheiten, die auf dem Olymp saßen, waren den Menschen nicht mehr sonderlich vertraut. Die Matronen aber waren Hausgöttinen, die den Menschen weitaus näher standen.

Der besondere Fußboden

Fußboden (c) Pfarre St. Vitus

Die Münsterkirche wurde bei Luftangriffen im 2. Weltkrieg bis auf die Umfassungsmauern schwer zerstört.

Beim Wiederaufbau hat das Druck- und Verlagshaus B. Kühlen aus Mönchengladbach den Fußboden gestiftet. Es wurden alte Druckplatten zur Verfügung gestellt, die man dann als Bodenplatten im Kirchenraum verlegte. So kam mit der Verlegung jener Solnhofener Platten ein einmaliger Stein-Fußboden zustande.

Vereinzelt sind noch Heiligenbilder zu erkennen, welche mit den Platten einst gedruckt worden waren. Und auch eine Reklame für einen Magenbitter ist im Boden der Turmkapelle zu entdecken.

Die Ekklesia

Ekklesia (c) Pfarre St. Vitus

Die von Franz Gutmann geschaffene "Ekklesia" (1997) hat ihren Platz in der Taufkapelle.

Die Holzplastik stellt die Versammlung der Gläubigen - die Kirche dar. In der Figur ist auch Maria als Mutter der Kirche dargestellt. Auf ihren Armen trägt die Ekklesia den 1874 angefertigten Apostelschrein.

"Exit" am Hauptportal

Hauptportal

Am Karfreitag im Jahre 1972 versammelten die Künstler Joseph Beuys und Jonas Hafner sich mit mehreren Menschen vor dem Münster und setzten sich mitten auf den Platz auf den Boden. Die Leute klopften mit Steinen auf das Kopfsteinpflaster und es wurde "Der Staat" von Montesquieu gelesen. Im Verlauf schrieb Joseph Beuys das Wort "EXIT" an das Hauptportal. Diese sog. Karfreitagsaktion von Joseph Beuys ist berühmt gworden.