Das gemeinsame Interesse einer jeden Reformation in der einen Kirche Jesu Christi, die sich in viele Konfessionen gliedert, ist die immerwährende Umkehr zu Jesus, dem Christus, und die Erneuerung durch sein Evangelium. Auf dieser Basis treffen sich geschwisterlich die Konfessionen auf Augenhöhe. Sie praktizieren miteinander eine sichtbare missionarische Ökumene in allen Bereichen kirchlichen Handelns. Das führt zur Versöhnung einer verhängnisvollen Trennungs- und Entfremdungsgeschichte zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen. Anerkannt wird die allseitige Verantwortung, dass sich aus einer notwendigen Reform der Kirche im 16. Jahrhundert eine Spaltungsgeschichte entwickelt hat. Sie kann auch nur gemeinsam überwunden werden. Die Erneuerung geschieht auf vier Ebenen: Einer spirituellen, einer theologischen, einer pastoral-praktischen und einer institutionellen, die einander bedingen und ergänzen (vgl. Anhang 1).
Voraussetzung für die Erneuerung ist die gegenseitige Wertschätzung dessen, was in den Jahrhunderten nach der Reformation in den verschiedenen Konfessionen an wertvollen Erkenntnissen gewonnen wurde und an Traditionen gewachsen ist. Ein wichtiger Weg zu einer solch gegenseitigen Anerkennung sind „Ökumenische Gemeinde-Partnerschaften“, wie sie sich an vielen Orten und auf verschiedenen Ebenen schon gebildet haben. Die ökumenische Gemeinschaft vor Ort findet ihren Höhepunkt in gemeinsamen Abendmahls- und Eucharistiefeiern, die auf dem geschichtlichen Weg, auf dem die Kirche geht, Wegzehrung und Stärkung sind.
Seit vielen Jahren leben wir in unseren Gemeinden im Geist der Ökumene. Wir wollen stärken und mehren, was uns verbindet, sowie klar sehen und achten, was uns unterscheidet. Die sichtbar gewordene und sichtbar werdende Einheit braucht Stärkung und Festigung.
Wir erfahren, dass das ökumenische Miteinander als gemeinsamer Lernprozess unser christliches Leben nachhaltig bereichert. Wir anerkennen die Notwendigkeit des refomatorischen Ringens um schriftgemäße Auslegung, Authentizität und die Gestalt der Kirche. Wir sehen, dass die Kirche der ständigen Reform bedarf, um ihren Auftrag erfüllen zu können.
Unser spirituelles und praktisches Leben in der Stadt Mönchengladbach ist getragen von den Erkenntnissen, die in der Charta Oecumenica, der Magdeburger Erklärung und der Ökumenischen Erklärung von 2012 / 2016 formuliert sind (s. Anhang 2).
Wir vor Ort wissen um die Würde aller Getauften und um ihre Verantwortung für Kirche und Welt. Alle Christinnen und Christen haben Anteil am Amt Christi, und sie sind berufen, Christi Botschaft der Welt zu verkünden.
Darüber hinaus stellen wir fest, dass wir vor Ort den Heilsdienst der verschiedenen kirchlichen Ämter notwendig haben und wir sie gegenseitig respektieren. Wir erfahren das Wirken des Heiligen Geistes in allen amtlichen Diensten der Kirchen.
Grundlegende Aufgaben der ordinierten Amtsträger und Amtsträgerinnen sind die Verkündigung des Evangeliums, die Spendung der Sakramente und der diakonale Liebesdienst. Die Getauften, die Gemeinden und die Welt bedürfen die-ses Heilsdienstes, der bei uns sorgfältig ausgeübt wird.
Nach verschiedenen Dokumenten ähneln sich in beiden Kirchen die Zeichen der Ordination. In beiden Kirchen werden durch Gebet und Handauflegung die Amtsträger zur öffentlichen Verkündigung in Wort und Sakrament berufen. Gerade die wesentlichen Gemeinsamkeiten erschweren das Verständnis für die noch vorhandene Trennung.
In den Gemeinden hat sich in den zurückliegenden Jahren ein vielfältiges und lebendiges ökumenisches Leben und Arbeiten entwickelt. Im Anhang sind die ökumenischen Aktionen, Projekte und Initiativen aufgelistet (s. Anhang 3).
Wir verpflichten uns, die bisherigen Ökumenischen Aktionen, Projekte und Initiativen weiter zu fördern und zu entwickeln.
Dabei haben die diakonischen/caritativen Angebote Priorität.
Besonders sind die regelmäßigen Ökumenischen Gottesdienste zu unterstützen und zu pflegen. Wo es möglich ist, sucht der Ökumeneausschuss nach weiteren Möglichkeiten. Ökumenische Gottesdienste an hohen kirchlichen Feiertagen sollten Ziel unseres Bemühens sein.
Ein wichtiges Ziel ist und bleibt die Verabschiedung einer Gemeindepartner-schaftsvereinbarung zwischen den Gladbacher Innenstadtgemeinden. In den Verhandlungen mit dem Bistum wird diese „Ökumenische Plattform“ Grundlage und Ausgangspunkt sein.
Die Predigerinnen und Prediger werden gebeten, den Geist der „Ökumenischen Plattform“ in Predigt und Verkündigung mit einzubauen.
Wir verpflichten uns, den Ökumeneausschuss zu stärken und die Partnerschaftserklärung in geeigneter Weise bekannt zu machen.
Eine im besten Sinne missionarische Ökumene kann ihren Auftrag für die Stadt und in der Stadt durch Bündelung der Ressourcen in Mönchengladbach-Stadtmitte erfüllen und eine Kultur der Versöhnung der Religionen und Konfessionen durch Vorträge, Ausstellungen, Bildungsarbeit, Begegnungen und Got-tesdienste entwickeln. Dies könnte in einem „Haus der Ökumene“ seine Heimat finden. Das entspricht der „Ökumenischen Erklärung“ von 2012 / 2016.
Der Ökumeneausschuss treibt diesen Prozess voran und bindet die Presbyterien, die Pfarreiräte, die Kirchenvorstände und die Kirchenleitungen von Anfang an mit ein.
In den katholischen und evangelischen Gemeinden der Mönchengladbacher Innenstadt haben sich in den vergangenen Jahrzehnten vielfältige ökumenische Initiativen gebildet, die das Ziel verfolgen, die in der Reformationszeit verloren gegangene Einheit der christlichen Kirchen in unserer Stadt wiederherzustellen.
Dabei suchen wir auch die Gemeinschaft mit den orthodoxen Gemeinden vor Ort.
Ein wesentliches Ziel ist die Ermöglichung der gegenseitigen Teilnahme am evangelischen Abendmahl bzw. an der katholischen Eucharistiefeier, der zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Hindernisse entgegenstehen. Die viel zitierte „Ökumene von unten“ kann Impulse setzen, kann als Motor der Ökumene an-zeigen, was notwendig erscheint, um die Spaltung der Kirche aufzuheben. Ökumene vor Ort bedarf der Unterstützung, Förderung und Ermutigung durch die Kirchenleitungen. Es sollte ein Geist der geschwisterlichen Liebe, gegenseitiger Toleranz und Akzeptanz gepflegt werden, der es ermöglicht, die Vielfalt christlichen Lebens zu erfahren.
Der Ökumeneprozess in unserer Stadt zielt nicht auf Auflösung der jeweils an-deren konfessionellen Identität, sondern auf die Stärkung eines gemeinsamen christlichen Geistes, der in unserer Stadt seinen konstruktiven Beitrag zur Stadtkultur leisten möchte im Geist der Evangelien.
Kirche in einer menschengerechten Stadt kann im ökumenischen Geiste ein zentrales Element der Stadtkultur sein. Die Bündelung der gemeinsamen Kräfte ermöglicht die gemeinsame Bewältigung diakonischer und caritativer Aufgaben. Sie kann sich gegenseitig bei der wichtigen Zukunftsaufgabe der Integration der zugezogenen Flüchtlinge unterstützen. Sie kann gemeinsam die ökonomischen, ökologischen und sozialen Problemstellungen im christlichen Geiste angehen und bewältigen. Sie kann einen wesentlichen Beitrag leisten zur Versöhnung der Religionen durch Dialog und Kooperation mit allen Menschen, die an den biblisch bezeugten einen Gott glauben. Deshalb gibt es in unserer Stadt Mönchengladbach besondere Beziehungen zum Judentum. Aufgrund des gemeinsamen Ursprungs der abrahamitischen Religionen wird auch der Dialog mit dem Islam gesucht. (vgl. Ökumenische Erklärung 2012 / 2016)
Beschlossen von den Leitungsgremien der Gemeinden/Pfarren im Februar 2017.