Orgel St. Maria Rosenkranz

Für die Eickener Katholiken war es früher ein weiter Weg zur Hauptpfarrkirche am Alten Markt, um dann auch noch dort wegen des großen Andranges oft keinen Platz zu erhalten oder sogar die Messe nicht miterleben zu können, weil die Kirche die vielen Gläubigen nicht fasste.

Mit einem geschenkten Grundstück bot sich die Möglichkeit zum Bau einer eigenen Kirche. Die Eickener waren fleißig und haben in kurzer Zeit die Gelder für den Kirchenbau zusammengetragen. 1873 konnte der Grundstein für das neue Gotteshaus im Stadtteil Eicken gelegt werden. Nach zweijähriger Bauzeit wurde bereits die erste heilige Messe gefeiert. Der hohe Turm wurde wohl 1895 hinzugefügt.

In den ersten Jahren behalf man sich mit einem Harmonium, das aber in dem großen Raum völlig unzureichend war. 1898 leistete sich die Gemeinde ein großes, durch die Firma Seifert in Köln erbautes Orgelwerk, das im Juli 1898 revidiert wurde. Diese Orgel wurde mit den von Seifert patentierten Windladen ausgestattet, allerdings noch ohne elektrisches Gebläse, welches erst 1902 folgte.

Durch die 1899 vorgenommene Aufstellung der beiden Orgelgehäuse rechts und links auf der Orgelbühne geriet der große Kirchenchor in Platznot. 1937 musste ein großer Umbau der Orgel durchgeführt werden. Nachdem nun folgenden grundlegenden Umbau der Orgel, d.h. ein Einbau in die Turmkammer mit vergrößerter Registerzahl, stellte sich aber bald heraus, dass dadurch der Klang gebremst war. 1953 versuchte man diesen Mangel durch einen erneuten Umbau zu verbessern, indem ein Teil der Orgel höher gelegt und vor dem Turmbogen angebracht wurde. Zusätzlich wurde, barocken Vorbildern entsprechend, ein Rückpositiv eingerichtet.

Nachdem sich in den folgenden Jahren die Ausgaben für notwendige und kostspielige Reparaturen mehrten, beschloss man Mitte der 1960er Jahre, eine neue Orgel anzuschaffen. Diese konnte 1969 bestellt werden und erhielt im Oktober ihre Weihe. Das Werk ist ganz nach dem Vorbild des klassischen Werkaufbaus errichtet, umgeben mit schützenden und klangbildenden Gehäusen. Das Werk umfasst drei Manual- und ein Pedalwerk mit Schleifwindladen, auf denen 37 Register verteilt sind. Die Disposition wurde reiflichst überlegt und so gestaltet, dass ein Gros der Orgelliteratur darstellbar ist. So findet sich nicht nur ein geschlossener Prinzipal-, sondern auch ein reicher Weit- und Zungenchor, Terzregister wie Cornett und Sesquialter sowie allerlei Aliquote, die dem Klang eine große Farbigkeit verleihen. Ein reich dimensioniertes Schwellwerk mit drei Zungenstimmen ermöglicht die Interpretation der symphonischen Musik und, dem Vorbild der 1961 erbauten Orgel der Münsterkirche folgend, wurden horizontale Trompeten im Prospekt angebracht, sogenannte Spanische Trompeten. Diese, sowie der Octavbass vom Pedalwerk sind aus Kupfer gebaut und geben einen farbigen Akzent.

Die Münsterorgel dürfte auch bei der Spieltischgestaltung Pate gestanden haben, denn das Werk in Eicken erhielt eine ähnlich konstruierte mechanisch-elektrische Setzeranlage mit den aus poliertem Messing erstellten Fußtritten. Das Manko der elektrischen Spieltraktur suchte der erfindungsreiche Kirchenmusiker Willy Busch  durch den Einbau eines von ihm ersonnenen magnetischen Tastendruckpunktes zu verbessern.

2010 überholte der Mönchengladbacher Orgelbauer Martin Scholz die Orgel und optimierte den Klang durch vorsichtige Korrektur der Intonation und dem Einbau einiger neuer Register.

Heinz-Josef Clemens

Disposition der 1969 von der Firma Seifert erbauten Orgel:

 

I Manual Rückpositiv                                                 II Manual Hauptwerk

Hohlflöte 8'                                                                   Bourdon 16' (2010)

Praestant 4'                                                                  Principal 8'

Koppelflöte 4'                                                               Rohrflöte 8'

Waldflöte 2'                                                                  Octave 4'

Sifflöte 1'                                                                      Blockflöte 4'

Quintan 2fach 1 1/3' + 8/9'                                           Superoctave 2'

Scharff 4fach 2/3'                                                         Cornett 5fachab f 0

Doppelkegelregal 8'                                                     Mixtur 4-6fach 1 1/3'

Tremolo                                                                        Trompete 16' ( horizontal)

                                                                                     Trompete 8' (horizontal)


III Manual Schwellwerk                                            Pedalwerk

Holzprincipal 8'                                                           Principalbaß 16'

Weidenpfeife 8'                                                           Subbaß 16'

Vox coelestis 8' (2010)                                               Octavbaß 8'

Singend Principal 4'                                                    Pommer 6 2/5'

Traversflöte 4' (2010)                                                  Bartpfeife 4'

Querflöte 2'                                                                  Posaune 16'

Sesquialtera 2-3fach                                                   Trompete 8' (2010)

Scharfmixtur 4-6fach 1'                                               Schalmei 4'

Trompette harmonique 8' (2010)

Hautbois 8'

Clairon 4'

Tremolo

Schleifladen, elektrische Spiel- und Registertraktur, sechsfach mechanisch-elektrische Setzerkombination.                                                                                                                

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