Orgeln Franziskanerkirche St. Barbara

1889 holte sich Pfarrer Lelotte als Hilfe für die „Seelsorge an der arbeitenden Klasse“, der mittlerweile auf 40.000 Bewohner angewachsenen Pfarre St. Maria Himmelfahrt, die Franziskaner nach Mönchengladbach. 1891 wurde der Grundstein für eine neue Kirche am Bunten Garten gelegt, in der nach Vollendung am 18. Dezember 1892 der erste Gottesdienst gefeiert werden konnte.

Für ihre neue Kirche erwarben die Franziskaner 1895 ein Orgelwerk mit 31 Registern der Firma Johannes Klais in Bonn, das auf einer Empore über dem Hauptportal errichtet wurde. In der Nacht zum 1. September 1943 zerstörten Brandbomben die Kirche und damit auch die Orgel. Die Wiederaufbauarbeiten waren 1950 abgeschlossen und eine neue Orgel, wieder ein Werk der Firma Klais, konnte 1954 in Auftrag gegeben werden.

Diesmal fand die Orgel nicht am entfernten Ende der Kirche ihre Aufstellung, sondern auf einer an der linken Seite der Vierung neu errichteten Empore. Diese Aufstellung war bewusst gewählt, damit sich die Orgel näher am Chorgestühl  befand, und so ein besserer Kontakt zwischen Konvent und Organist ermöglicht wurde, weil die Orgel eine wichtige Begleitfunktion für das Chorgebet der damals noch zahlreichen Mönche zukam.

Dieser Aufgabe des Begleitens wurde in der Auswahl der Register Rechnung getragen. Die Orgel war mit ihren 30 klingenden Registern jedoch keinesfalls „nur“ eine Chororgel, sondern ein vollwertiges Instrument, das den großen Raum klanglich zu füllen vermochte.

Es besitzt die Klaisorgel einen überraschend reichen Fundus an fein intonierten Grundstimmen, den die zeitgleich erbauten Instrumente dieser Firma in der Regel nicht besaßen.  Die 30 klingenden Register sind verteilt auf drei Manual- und ein Pedalwerk (springe zur Disposition am Ende der Seite).

Architektonisch ist dem Orgelbauer Klais hier ein überaus interessanter Entwurf bei der Aufstellung gelungen. Dem Betrachter eröffnet sich beim Betreten der Kirche, die eine Innenhöhe von 16 Metern aufweist, ein imposanter Anblick der vielen verschachtelten Pfeifenreihen, die sich von der Mitte der Orgelempore bis an den Rand der Bühne aufbauen. Ganz auf der Ecke beeindrucken die über fünf Meter hohen Pfeifen des Prinzipal 16´ Registers, farblich akzentuiert durch kupferne Oberlabien in rötlicher Farbe.  Auch die Pfeifen des Registers Posaune 16´ erhielten kupferne Schallbecher, was den farblichen Akzent noch verstärkt.

2011 bot sich die einmalig günstige Gelegenheit, die Orgel um einige Register zu verstärken und im Bereich des symphonischen Klanges zu entwickeln. Insgesamt zehn Register, allesamt aus Altbeständen der Firma Verschueren Orgelbouw, wurden durch den damals dort wirkenden Orgelbauer Matthias Wagner vermittelt und eingebaut. Auf seiner Idee fußt auch die Planung und Ausführung eines neuen Auxilliar- Schwellwerkes.

Der neue Schwellkasten musste aus Gründen der Denkmalpflege ganz unauffällig und in weißer Farbe gestaltet werden, damit die Architektonik der unter Denkmalschutz stehenden Kirche nicht beeinträchtigt würde. Die Aufgabe wurde gut gelöst und passt sich in seiner schlichten Ausführung gut dem Bild der Orgelbühne an.

Der bestehende Spieltisch wurde erweitert durch baugleiche Teile einer abgelegten Klaisorgel des Jahres 1940. Auch hier wurde gut gearbeitet und es ist kaum auszumachen, was am Spieltisch ergänzt wurde. Die Erweiterung der Orgel eröffnet dem Spieler nun nicht nur die Möglichkeit zur Darstellung von Orgelwerken barocker Komponisten sondern auch von Werken der deutschen und französischen Romantik. Die reich angelegte Disposition ermöglicht zudem einen großen Raum für die Improvisation, die in der katholischen Liturgie einen hohen Stellenwert hat.

Truhenorgel

Im Chorgestühl der Kirche steht seit 2014 eine fahrbare Leihorgel mit vier Registern. Wegen der kleinen Bauweise und schrankähnlichen Gestalt wird dieser Typus auch Truhenorgel genannt. Erbaut durch den Orgelbauer Klaus Becker aus Kupfermühle, befand sich diese Orgel zwischen 1970 und 2014 in der Mönchengladbacher St. Albertuskirche. Die Disposition lautet:

Manual C-f 3: Gedackt 8´, Flöte 4´, Prinzipal 2´, Sifflett 1´.

Schleiflade, mechanische Spiel- und Registertraktur.

Kleinorgel Antoniuskapelle

Eine weitere Kleinorgel befindet sich in der Antoniuskapelle, einer kleinen Nebenkirche. Das Werk verfügt über ein Manual und vier Register, 1969 erbaut und geliefert durch die Firma Josef Weimbs, Hellenthal.

Manual C-g3: Gedackt 8´, Rohrflöte 4´, Prinzipal 2´, Cymbel 2fach.

Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur. Die Orgel steht auf einem Metallrahmen mit Rädern und ist dadurch beweglich. Im Stile der Kapelle erhielt die Orgel ein Gehäuse aus Mahagoni.

Heinz-Josef Clemens

Disposition der Hauptorgel in der Franziskanerkirche St. Barbara

1. Manual Hauptwerk C-g3:
Gedacktpommer 16'
Principal 8'
Rohrflöte 8'
Octave 4´
Spitzflöte 4'
Nasat 2 2/3'
Octav 2'
Trompete 8'
Harmonieflöte 8´ (2011)

2. Manual Oberwerk
Lieblich Gedackt 8'
Weidenpfeife 8´
Principal 4´
Blockflöte 4´
Hohlflöte 2´
Sifflöte 1 1/3´
Sesquialtera 2fach
Scharff 4fach
Krummhorn 8´

3. Manual Schwellwerk
Holzflöte 8´
Quintadena 8´
Metallflöte 4´ 
Principal 2´
Cymbel 3-4fach
Schalmey 8´
Tremolo

Pedalwerk
Principalbass 16´
Subbass 16´
Zartbass 16´ (Transmission 1. Manual)
Octavbass 8´
Gedacktbass 8´ (Extension Subbass)
Choralbass 4´
Nachthorn 2´
Posaune 16´

Auxilliarschwellwerk (ohne eigene Klaviatur)
Violprinzipal 8´
Nachthorngedackt 8´
Gamba 8´
Vox coelestis 8´
Traversflöte 4´
Cornett 2-5fach
Fagott 16´
Trompete 8´
Klarine 4´
Tremolon

Koppeln: II-I,  III-I,  III-II,  I-Ped,  II-Ped,  III- Ped

Sub in III, sub in II, super in III,

Walze (Registercrescendo)

 

 

 

Bilder Orgeln in der Franziskanerkirche St. Barbara

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