#beziehungsweise: jüdisch und christlich

Brit Mila beziehungsweise Taufe

Brit Mila beziehungsweise Taufe (c) EKD - Deutsche Bischofskonferenz
Brit Mila beziehungsweise Taufe
Datum:
Sa. 15. Jan. 2022
Von:
Wolfgang Mahn

Brit Mila, die Beschneidung neugeborener Söhne am achten Tag nach der Geburt, bedeutet im Judentum den Eintritt in den Bund Gottes mit Abraham (vgl. Gen 17,10ff). Die Beschneidung wird durch einen aus- gebildeten Spezialisten, den Mohel, durchgeführt. Teil des Rituals ist auch die Namensgebung. Auch für Mädchen gibt es am Anfang ihres Lebens ein Zeremoniell, mit dem sie in den Bund Gottes aufgenommen werden. Mit Bibelversen und Segenssprüchen werden sie willkommen geheißen und es wird ihnen ihr Name verliehen.
Am Anfang eines christlichen Lebens steht die Taufe. Mit ihr wird der Täufling in die Gemeinschaft mit Jesus Christus und in die Kirche aufgenommen. In der Tauffeier erhält das Kind seinen Namen. Die Salbung mit Chrisamöl verleiht ihm königliche Würde und das Überreichen der brennenden Kerze erinnert an Christus, das Licht der Welt. Mit der Taufe eines Kindes verbindet sich der Auftrag an seine Eltern und Paten, für seine christliche Erziehung Sorge zu tragen. Als Jugendliche oder junge Erwachsene bekräftigen die Getauften dann in Firmung oder Konfirmation ihre Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinschaft (vgl. Bar Mizwa / Bat Mizwa im Judentum).
„Der Taufbund steht in einer Analogie zum Bund der Beschneidung im Judentum. Wie der jüdische Knabe durch den Ritus der Beschneidung in den Bund Gottes eintritt, so der Nicht-Jude und die Nicht-Jüdin durch die Taufe ins Christentum. Die Taufe wird daher auch Beschneidung des Herzens genannt. (vgl. Röm 2,29) Für Juden ist Inhalt des Bundes die Tora, die Weisung Gottes, nach der es zu leben gilt. Für Christen ist der Inhalt des Bundes Jesus Christus, der die Weisung Gottes in einmaliger Weise gelebt hat; ihm gilt es im Leben nachzufolgen. Die imitatio Christi [Nachfolge Christi] ist die spezifische Form der imitatio Dei [Nachfolge Gottes], die auch im Zentrum jüdischer Spiritualität steht.“ (P. Dr. Christian M. Rutis- hauser SJ)
Bis 1969 wurde in der katholischen Kirche am Neujahrstag (acht Tage nach Weihnachten) das Fest der Beschneidung Jesu und seiner Namensgebung gefeiert und verdeutlichte somit die jüdischen Wurzeln des Christentums. Vier Jahre nach der bahnbrechenden Erklärung des II Vatikanischen Konzils „Nostra aetate“ zum Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Kirchen und ganz besonders zu unseren Geschwistern im Glauben, den Juden, wurde es leider abgeschafft und ersetzt durch einen Gedenktag an die Gottesmutter Maria. Lediglich das Fest „Mariä Lichtmess“ am 2. Februar verweist noch auf die jüdische Tradition der Darstellung im Tempel am 40. Tag nach der Geburt.
(Quellen: Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg, P. Dr. Christian M. Rutishauser SJ) Veronika Beck