Am 04. 12. wird seit langer Zeit der heiligen Barbara gedacht. Im Jahr 306 soll Barbara nach der Legende von ihrem eigenen Vater auf brutalste Art und Weise umgebracht worden sein, weil sie nicht seinen Vorstellungen vom Leben folgte. Solche Konflikte um Werte und Lebensvorstellungen gibt es bis heute. Eltern brechen zu ihren Kindern den Kontakt ab, weil sie nicht nach ihren Vorstellungen leben. Religionsgemeinschaften verfolgen andere Religionen, weil man meint nur die eigene Wahrheit sei gültig fürs Leben. Populistische und faschistoide Politik stellt das Lebensrecht der eigenen Gruppe über das der anderen.
In der Barbaralegende wird erzählt, dass Barbara auf dem Weg ins Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen blieb und der Zweig brach. Sie stellte ihn in eine Vase und am Tag ihrer Hinrichtung soll er geblüht haben. Der Vater soll später vom Blitz erschlagen worden sein.
Für mich ist dieser Zweig ein „dennoch Zweig“. Auch wenn unser Leben immer wieder bedroht ist, auch wenn es Menschen gibt, die andere mit Gewalt und Krieg überziehen, dennoch bleibt unserer Hoffnung, dass das Leben siegt. Ihr könnt das Leben nicht zerstören, immer wieder stehen Menschen für Gewaltlosigkeit ein. Immer wieder versuchen Menschen ihren Überzeugungen von Mitmenschlichkeit und Gemeinsamkeit treu zu bleiben.
„Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht in Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit“
Diese Zeilen schreibt der jüdische Theologe und Dichter Schalom Ben Chorin 1942 mitten im Holocaust.