1700 Jahre jüdische Leben in Deutschland

#beziehungsweise: jüdisch und christlich - näher als du denkst

1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland_Bußler_Text (c) EKD - Deutsche Bischofskonferenz
1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland_Bußler_Text
Datum:
Sa. 5. März 2022
Von:
Wolfgang Mahn

Das Jahr 2021 wurde geprägt durch das Fest[ahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“. Für uns Christen in Deutschland ist es wichtig, dass es neben den christlichen Kirchen und Gemeinden auch immer Synagogen und jüdische Gemeinden gab – bis heute. Uns verbindet die Heilige Schrift, die wir Christen „Altes (Erstes) Testament“ und die Juden „Thora“ nennen und die unser gemeinsames Fundament ist.

Die Aktion #beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst verdeutlichte eine Beziehung zwischen den jüdischen und christlichen religiösen Festen eines Jahres.

Durch Plakate, Handzettel und Artikel im Wochenbrief haben wir viel erfahren über: Purim beziehungsweise Karneval, Pessach beziehungsweise Ostern, Schawuot beziehungsweise Pfingsten, Jom Kippur beziehungsweise Bußzeit, Sukkot beziehungsweise Erntedank, Chanukka beziehungsweise Weihnachten.

In der Woche entspricht der Schabbat dem Sonntag, im persönlichen Leben sehen wir Beziehungen zwischen Taufe beziehungsweise Beschneidung / Namensgebung (Brit Mila) und Bar Mizwa / Bat Mizwa beziehungsweise Firmung.

1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland waren auch Jahre des unheilvollen, ja tödlichen Lebens, Jahrhunderte des Antisemitismus in Deutschland. Am 9. November / Sachor, dem Gedenktag der Pogromnacht, erinnern wir uns der Zerstörung der Synagogen, am 27. Januar begehen wir den Holocaust-Gedenktag.

Wir beenden die Aktion #beziehungsweise mit dem Plakat: Umkehren zum Leben beziehungsweise Antisemitismus ist Sünde. Der Hass, dem Jüdinnen und Juden immer wieder in der Geschichte und bis heute ausgesetzt sind, ist mörderisch – egal ob er religiös, rassistisch oder politisch begründet ist. Viele verstecken ihr Jüdisch-Sein, um sich gegen dieses Unrecht zu schützen, andere assimilieren sich mit der Gesellschaft, in der sie leben. Wieder andere leben abgeschirmt in eigenen Gemeinschaften, um sich dem Judenhass zu entziehen. „Der Antisemitismus ist eine Sünde, die den Menschen zur Gänze erfasst.

Es gibt keine guten Antisemiten”, schreibt Univ.-Prof. Dr. Rainer Kampling. Antisemitismus und der Glaube an den wahren Gott sind unvereinbar. Für die kath. Kirche bleiben offene Fragen im Umgang mit dem Judentum. In der evangelischen Kirche gibt es jedes Jahr den Israelsonntag, jedoch nicht in der katholischen Kirche.

Am 17. Januar, einen Tag vor dem Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen, ist der Tag des Judentums in der katholischen Kirche von Österreich, Italien, den Niederlanden, Polen, aber nicht in der katholischen Kirche in Deutschland.

Unverständlich bleibt auch die Abschaffung des Festes der Beschneidung des Herrn am Neujahrstag, acht Tage nach Weihnachten, in der katholischen Kirche, obwohl 1965 das Zweite Vatikanische Konzil in der Erklärung zum Judentum „Nostra Aetate“ betonte, dass Christus aus dem Judentum stammt.

Es bleibt zu wünschen, dass die Aktion #beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst zu einem fruchtbaren Austausch und Miteinander zwischen jüdischen und christlichen Menschen führt.

Die Initiatoren der Kampagne haben eine Broschüre mit Texten zu allen Plakaten unter www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de veröffentlicht.

Sehr herzlich danke ich Veronika Beck, die alle Texte aufgearbeitet und für uns verständlich verfasst hat. Armin Schuster hat mit Ingrid Beschorner für den Druck und die Verteilung der Texte zuverlässig gesorgt. Es war eine gute gemeinsame Aktion der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ und der Pfarre St. Vitus.

Wolfgang Bußler